Wer an warmen Wochenenden im Morgengrauen an der Zürcher Seepromenade spazieren geht, gerät oft schon frühmorgens ins Schwitzen: Auf dem Weg vom Bellevue zum Zürihorn reiht sich Ausweichmanöver an Kletterpartie, wenn man um und über Müllberge gelangen will. Bis zu fünf Tonnen Abfall türmen sich nach Sommertagen gemäss Zahlen von Entsorgung + Recycling Zürich am Seeufer. Und was im öffentlichen Raum die Plastikbecher, Flaschen und Verpackungen sind, das sind in
Büroräumlichkeiten etwas überspitzt formuliert vielleicht ja die Flipchartwalls, Meetingfolder und Rollcontainer. Die tonnenschwere Quittung für eine völlig neue Belebung des Raums und ein gleichzeitig überholtes Produktdesign, das nach dem kurzzeitigen Gebrauch keinen weiteren Zweck mehr vorsieht. Die einen sehen schwarz, die anderen Chancen: «Wir stehen an einem Punkt, an dem immer mehr Unternehmen und Designer die neuen Kriterien des Designs erkennen und anwenden.
Wo früher für ein Produkt oft eine einzige klare Funktion herausgearbeitet wurde, lauten die zentralen Funktionen heute oft Wandelbarkeit oder Second Life», sagt Simon Flückiger, CEO von Teo Jakob AG. Erhält die Idee der Langlebigkeit mitten im Zeitalter des Verbrauchs tatsächlich gerade eine neue Zukunft?
Simon Flückiger
CEO Teo Jakob AG
teo jakob begeht sein 70-Jahr-Jubiläum 2020 mit einer jungen Führungskraft an der Spitze, was die Wandlungsfähigkeit des Unternehmens kaum deutlicher nach aussen tragen könnte. «teo jakob dient seit Anbeginn als Plattform für den Austausch zwischen Designern, Herstellermarken und Kunden. Dieser Austausch ist auch der Puls unseres eigenen Wandels und unserer konstanten Verjüngung», bestätigt Simon Flückiger. Mit grossen Herstellerhäusern wie Vitra, Cassina,
Fritz Hansen, B&B Italia, Knoll, USM etc. und ihren Designern pflegt teo jakob denn auch eine oft jahrzehntelange enge Partnerschaft. Und Erstere nehmen mit ihrem Leitsatz «Permanent Beta» die grosse Aufgabe einer ganzen Branche gleich vorweg. Ein in diesem Jahr besonders aktuelles Zeugnis dieses Versprechens ist die Dancing Wall von Stephan Hürlemann, die Vitra bereits 2018 ausgerollt hat. «Die Dancing Wall verkörpert mit ihrer bestechenden Multifunktionalität nicht nur das grosse
Streben nach Anpassungsfähigkeit, sondern steht mit ihrer barrierelosen Entstehungsweise zwischen Designer Hürlemann und seinen Auftraggebern mustergültig für eine noch benutzer- und umweltzentrischere Haltung im Design», beschreibt Simon Flückiger die positiven Entwicklungen im Angebot von teo jakob.
Positiv sieht der Betriebswirt (B.A. HSG) auch die Entwicklung des eigenen Hauses in Richtung Dienstleistungen: «Immer mehr Unternehmen tragen nicht mehr nur ihren Anspruch an eine bestimmte Form und Ästhetik an uns heran, sondern ihr generelles Bedürfnis nach Zukunftssicherheit. Das gibt uns die Chance, sie viel ganzheitlicher zu begleiten und den Raum und die Einrichtung als Instrument für die längerfristige Entwicklung des Unternehmens einzusetzen. Denn werden Lösungen noch besser mit dem angestrebten
Verhalten in Einklang gebracht, werden sie automatisch nachhaltiger.» So machen Projektdienstleistungen heute einen signifikanten Teil des Umsatzes von teo jakob aus. Dabei begleiten die mehr als 100 Mitarbeitenden unter der Leitung von Simon Flückiger Unternehmen und Private auf ihrem Weg in eine neue Arbeits- oder Wohnumgebung – oder heute immer mehr auch beides zusammen. «Gerade in Jahren, in denen vielen Menschen die Ansprüche an den eigenen Raum nochmals viel bewusster werden, eine besonders wichtige Aufgabe», legt der Unternehmer nach.
Dass in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels bestehende Lösungen überholt und obsolet werden, liegt in der Natur unserer Evolution. Ebenso aber auch, dass in Zeiten praktisch unbegrenzter technologischer Möglichkeiten neue Designkriterien auch wandelbarere und nachhaltigere Lösungen hervorbringen sollten. Gewiss ist jedenfalls, dass es auch in Zukunft ausreichend Gelegenheiten geben wird, bereits frühmorgens Berge zu erklimmen.
Simon Flückiger
CEO Teo Jakob AG
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