Seit der Einführung des Smartphones vor 15 Jahren habe ich eine hohe Zuverlässigkeit für dessen regelmässige Beschädigung entwickelt. Dabei wische ich es beispielsweise mit einer eleganten Geste vom Tisch oder lasse es beim Sitzen unbemerkt aus der Hosentasche fallen. Mit dem Smartphone begannen die Mobiltelefonverkäufe ja erst richtig zu wachsen. Und mit ihnen der ökologische Fussabdruck der Industrie. Neukäufe wegen selbstzugeführten Schäden sind dafür wohl mitverantwortlich. Den heute positiveren
Umweltrapporten darf man deshalb entgegenhalten, dass Designlösungen für längere Haltbarkeit schon immer existierten und selbst die verwendeten recycelten Rohstoffe nichts an der kurzen Gebrauchsdauer der Produkte ändern. Nun ist es ja ein erklärtes Ziel der Nachhaltigkeit, die Lebensqualität der Menschen zu heben, ohne dabei die Möglichkeiten der Nachwelt einzuschränken. Und viele Alltagsprodukte – weit vorne auch das Smartphone – sorgen durchaus für mehr Lebensqualität. Die Frage ist also, ob sie uns auch
helfen, nachhaltiger mit unserer Umwelt umzugehen.
Einer, der sich mit dieser Frage befasst, ist der Designer Søren Henrichsen. Der junge Genfer interpretiert mit seinen minimalen Entwürfen scheinbar profane Alltagsgegenstände überraschend neu. Damit will er auch einer jüngeren Generation den Zugang zu Design und einem neuen Umgang mit Produkten ermöglichen. Das klingt spannend und wir haben ihn deshalb in seiner Werkstadt in Genf besucht.
Søren Henrichsen
Designer
Seine bemerkenswertesten Kreationen hören auf die Namen «Hansruedi» – eine Neuinterpretation der Kuckucks-Uhr – oder «Freedom Clock». Letztere befreit den Betrachter von der alltäglichen Hast, rollt sie in ihrem abgerundeten Gehäuse doch in zufällige Positionen und lässt dadurch etwas Interpretationsspielraum in Bezug
auf die aktuelle Uhrzeit. «Bemerkenswert sind die Uhren aber nicht nur ihrer Funktion und Erscheinung wegen.», erklärt uns Søren. Und er vertieft: «Eine Kuckucks-Uhr ist ja erstmal zeitlos. Durch ihre minimale Holzformgebung begeistert sie aber nicht nur für einen neuen Umgang mit Zeit, sie lässt sich dadurch beispielsweise auch einfacher
lokal reparieren. Ein Umstand, den immer mehr Menschen schätzen. Über gutes, bezahlbares Design erhält also gerade auch eine junge Käuferschaft Zugang zu diesen Werten.» Ein schönes Manifest dafür, dass wir selbst bestimmen, wann die Zeit eines Produktes abläuft oder es eben zeitlos wird.
Ohnehin ist der Kreative überzeugt davon, dass viel mehr Möglichkeiten in unseren eigenen Händen liegen. Dies hat er in der eigenen Wertschöpfung sogar so wörtlich genommen, dass es ihm über die Standardisierung seiner Produkte gelang, deren Produktion nun in die Hände einer Genfer Werktstadt für Menschen mit geistiger oder körperlicher Beeinträchtigung zu übergeben.
Mit sichtbarer Freude erklärt er: «Beim Stichwort Nachhaltigkeit fallen uns ja schnell die natürlichen Ressourcen ein, doch ist die wichtigste Ressource ja der Mensch selbst. Wir leben doch alle auf, wenn wir etwas Anspruchsvolles erfolgreich machen können und so läuft
das auch hier. Die Leute vor Ort sind ungemein stolz darauf, Produkte von A-Z selbst zu machen, die dann auch mal in der Presse erscheinen. So lokal zu produzieren mag zwar kostspieliger sein, auf der anderen Seite ist dieses Vorgehen für Viele gerade der ausschlaggebende Punkt für einen Kauf.»
Ob uns nun bessere Produkte direkt zu nachhaltigeren Handlungen verhelfen, lässt sich damit selbstverständlich nicht abschliessend beantworten. Es liegt doch vielmehr an der Haltung von uns Käufern, ob wir diese bis zur Erschöpfung ihrer Funktionstüchtigkeit brauchen wollen, oder doch nur bis zum Verschwinden ihres Glanzes.
Eine entsprechende Erfahrung wiederum kann natürlich durch eine transparente Wertschöpfung und ein durchdachtes Produkt genährt werden. Und deshalb gibt es die Hansruedi Kuckucksuhr von Søren Henrichsen auch im Angebot von teo jakob.
Ach ja, mein Smartphone übrigens hat mittlerweile vier neue Generationen – und dank Schutzhülle und -glas auch einige Stürze – wohlbehalten überlebt. Gerade zeitlos wird es deswegen zwar nicht, aber auch hier entscheidet letztlich der Käufer, ob Gebraucher oder Verbraucher.
Søren Henrichsen
Designer
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